
Queen – Innuendo
Text © Ritchie Newton
VÖ: 4. Februar 1991
Es gibt Alben, die sind sofort legendär – und es gibt Innuendo. Ein Werk, das seine wahre Größe erst zeigt, wenn man die ganze Wahrheit kennt. Und die ist bitter.
Als Innuendo erschien, ahnte die Öffentlichkeit kaum etwas vom wahren Zustand Freddie Mercurys. Wir wussten nichts über das Ausmaß seiner Krankheit, nichts über die Qualen, die ihn begleiteten. Hätte ich es damals gewusst – ich hätte dieses Album wie ein kostbares Testament behandelt.
Jetzt – Jahrzehnte später – habe ich es mir noch einmal in völliger Dunkelheit angehört. Nur ich, der Klang – und Freddies Stimme. Und ich wollte es wissen: Hört man ihm den Schmerz an? Spürt man die Schatten des Todes?
Und was ich fand, war nicht Leid. Sondern unglaubliche Größe.
Freddie Mercury, gezeichnet von AIDS, steht hier nicht als Sterbender vor dem Mikrofon – sondern als König. Seine Stimme ist kein Abschied, sie ist ein Triumph. Jede Silbe ein Statement, jeder Ton eine Faust gegen das Schicksal.
Ja, ich weiß: Made in Heaven kam später. Und auch das berührt zutiefst. Aber für mich ist Innuendo sein finales Meisterstück. Denn hier war er noch da, noch bewusst, noch kämpfend – und das hört man in jeder Note.
Die Songs – Song für Song, Schlag für Schlag:
1. Innuendo
Ein episches Meisterwerk, das wie eine zweite Bohemian Rhapsody anmutet. Oper, Rock, Flamenco, Wahnsinn – und mittendrin: Freddie, der mit aller Kraft gegen das Ende ansingt. Brians Gitarrensolo? Nicht von dieser Welt.
2. I'm Going Slightly Mad
Düsterer Humor, schwarzer Samt. Freddie spielt mit dem Wahnsinn – und gewinnt. Ein surrealer Tanz mit dem eigenen Verfall, verpackt in britischer Eleganz.
3. Headlong
Ein Riff-Geschoss, ursprünglich für Brian Mays Soloalbum gedacht – aber Freddie verwandelte es in einen Hardrock-Kracher erster Güte. Voll auf die Zwölf!
4. I Can't Live With You
Bombastisch und aufgeladen, mit Freddies Stimme als emotionalem Brennpunkt. Beziehungskrieg auf musikalischem Hochdruck-Niveau.
5. Don't Try So Hard
Hier wird’s leise. Fast zu leise. Zerbrechlich, verletzlich, ehrlich. Wenn Freddie hier singt, klingt es wie ein Flüstern zwischen Leben und Tod.
6. Ride the Wild Wind
Roger Taylor liefert den Beat, Freddie die Gänsehaut. Ein Song wie eine Nachtfahrt ohne Bremsen – schnell, gefährlich, voller Adrenalin.
7. All God's People
Gospel meets Queen. Mächtige Chöre, spirituelle Wucht. Freddie klingt hier wie ein Prediger auf dem letzten Hügel vor dem Himmelstor.
8. These Are the Days of Our Lives
Wenn ein Song tränen lässt, dann dieser. Roger schrieb ihn – Freddie hauchte ihm das Leben ein. Seine Stimme ist hier nicht gesungen – sie ist geatmet, geflüstert, gefühlt.
9. Delilah
Ein Liebeslied… für eine Katze? Ja. Und irgendwie passt es. Zwischen all der Dramatik blitzt hier nochmal Freddies verspielte Seele durch.
10. The Hitman
Der härteste Track auf dem Album. Metal pur! Brian feuert Riffs wie Maschinengewehrsalven – und Freddie beißt sich durch wie ein Berserker.
11. Bijou
Ein Gitarrenstück – fast instrumental. Brians Melodien sprechen hier mehr als Worte, und wenn Freddie dann kurz seine Stimme erhebt, ist es wie ein Abschiedskuss.
12. The Show Must Go On
Der letzte Song. Der größte. Der schwerste. Und der wichtigste. Freddie singt hier mit letzter Kraft – und unendlichem Mut. „My soul is painted like the wings of butterflies“ – das ist kein Text. Das ist ein Testament.
Line-Up:
Freddie Mercury – Vocals, Piano
Brian May – Gitarre, Keyboards, Background Vocals
Roger Taylor – Drums, Percussion, Synthesizer, Background Vocals
John Deacon – Bass, Rhythmusgitarre
Produktion: Queen & David Richards
Das Cover:
Das Innuendo-Artwork ist weit mehr als ein hübsches Cover. Es ist eine visuelle Spiegelung des Albums selbst:
verspielt und düster,
surreal und präzise,
lebensfroh und todtraurig.
Es fängt das ein, was Freddie in seinen letzten Monaten fühlte – ohne es direkt auszusprechen. Ein Theater der letzten Dinge.
Mein Fazit:
Innuendo ist kein normales Album. Es ist ein Vermächtnis. Es ist Freddie Mercurys letzter großer Wurf, ein musikalisches Aufbäumen gegen das Sterben. Es ist das Geräusch eines Herzens, das nicht aufgeben will.
Freddie war auf diesem Album nicht am Ende – er war auf dem Gipfel. Ein Löwe, der wusste, dass er fällt – aber trotzdem noch einmal brüllt.
Jetzt seid ihr dran!
Was bedeutet Innuendo für euch?
Wann habt ihr begriffen, was Freddie wirklich auf diesem Album geleistet hat?
Welche Songs berühren euch heute mehr als damals?
Schreibt mir eure Gedanken, eure Erinnerungen, eure Emotionen in die Kommentare!
Lasst uns gemeinsam dieses Meisterwerk ehren – und Freddie nie vergessen.
The show must go on. Und wir hören immer noch zu.

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