
Vince Neil – Exposed
Text © Ritchie Newton
Veröffentlicht: 27. April 1993
Label: Warner Bros. Records
Produzent: Ron Nevison
Wenn es je ein Album gab, das mich komplett umgehauen hat – weil ich es Anfang der Neunziger absolut nicht mehr erwartet hatte – dann war es Exposed von Vince Neil. Und das, obwohl ich ein bekennender Mötley-Crüe-Fan bin. Aber mal ehrlich: Ich war nie der größte Vince-Fan. Er war zwar die Stimme der Band – keine Frage –, aber stimmlich war er für mich nie auf dem Level der ganz Großen wie Dio, Coverdale oder Tyler. Seine beste Performance hatte er für mein Empfinden auf Dr. Feelgood. Deshalb waren meine Erwartungen an sein erstes Soloalbum – vorsichtig ausgedrückt – eher überschaubar.
Und dann? BOOM! Eine Rock-Explosion, die keiner kommen sah.
Exposed ist nicht nur ein gelungenes Comeback – es ist eine verdammte Kampfansage! Keine müde Kopie vergangener Crüe-Tage, sondern ein durchkomponierter, rotziger, gnadenlos rockender Bastard aus Sleaze, Hardrock und Metal. Von vorne bis hinten. Song für Song. Riff für Riff.
DIE BAND – EIN MONSTER AUS STIL UND SPIELKULTUR
Vince Neil – Vocals
Steve Stevens – Guitar / Bass
Vikki Foxx – Drums (Ex-Enuff Z'Nuff)
Dave Marshall – Rhythm Guitar (Live)
Steve Stevens – dieser Gitarrengott hat das Album praktisch geadelt. Wer dachte, er wäre nur der New-Wave-Gitarrist von Billy Idol, wurde hier eines Besseren belehrt. Stevens feuert auf Exposed ein Gitarrenfeuerwerk ab, das sich gewaschen hat: technisch brillant, voller Energie, nie überladen – einfach Weltklasse. Dazu kommt eine Rhythmusgruppe, die tight wie ein Schraubstock groovt und kracht. Diese Band klingt wie aus einem metallischen Guss!
TRACKLIST
1. Look In Her Eyes – Auftakt nach Maß! Knallhart, ohrwurmverdächtig, ein echter Kickstart.
2. Sister Of Pain – Hier rollt die Abrissbirne. Dreckig, direkt, gefährlich.
3. Can’t Have Your Cake – Funkige Breaks, fetter Groove, sleaziger Refrain.
4. Fine, Fine Wine – Der perfekte Soundtrack für eine Nacht auf dem Sunset Strip.
5. The Edge – Düster, schwer, hypnotisch. Für mich einer der stärksten Songs überhaupt.
6. Can’t Change Me – Aggressiv und melodisch zugleich. Guter Beweis für Vince’ Vielseitigkeit.
7. Set Me Free – Cover von The Sweet, fett produziert und mit ordentlich Druck.
8. Living Is A Luxury – Groovt wie Hölle und bleibt hängen.
9. You’re Invited (But Your Friend Can’t Come) – Partyalarm! Rotzfrech, laut, wild.
10. Gettin’ Hard – Stampfend, dreckig, kompromisslos.
11. Forever – Die obligatorische Ballade. Überraschend gefühlvoll.
FAZIT: EIN SCHLAG INS GESICHT – UND ZWAR EIN VERDAMMT GUTER!
Exposed war ein Album, das ich in dieser Qualität schlicht nicht mehr erwartet hatte – schon gar nicht Anfang der Neunziger, als Grunge gerade dabei war, unsere Helden zu begraben. Doch Vince Neil, unterstützt von einem virtuosen Steve Stevens, hat sich mit diesem Soloalbum in den Rock-Olymp geprügelt. Hart, ehrlich, kompromisslos – so muss Hardrock klingen.
Und ja, ich bin mir sicher: Den Jungs von Mötley Crüe ist kollektiv die Kinnlade runtergefallen, als sie Exposed zum ersten Mal gehört haben.
Wie seht ihr das?
War Exposed für euch ein One-Hit-Wunder oder ein zu Unrecht vergessener Klassiker der frühen 90er?
Schreibt’s mir – der Rock lebt, solange wir ihn feiern!
Kommentar schreiben