
Metallica – Metallica (The Black Album)
Text © Ritchie Newton
Da ist es also. Das Album, bei dem selbst ein bekennender Melodie-Fetischist wie ich nicht mehr weghören konnte.
Ja, ich gestehe: Ich bin durch die komplette 80er-Jahre-Metalzeit gerauscht, ohne auch nur eine einzige Metallica-Scheibe im Regal stehen zu haben. Für viele mag das ein Sakrileg sein – für mich war’s schlichtweg Geschmackssache. Ich stand auf den epischen Bombast von Iron Maiden, den dreckigen Rock’n’Roll von AC/DC, den theatralischen Glanz von Dio, den eleganten Wahnsinn von Whitesnake oder den knallharten Groove von Judas Priest. Und klar – auf die L.A.-Connection mit Mötley Crüe, Ratt, Dokken und Co.
Doch Thrash? Nope. Zu hart, zu ruppig, zu wenig Melodie. Und ja, ich weiß, dass genau das für viele das Qualitätsmerkmal war.
Und dann kam 1991. Und plötzlich wurde alles schwarz.
Enter Sandman rollte wie ein tonnenschwerer Panzer durchs Radio. Metallica waren nicht mehr nur die Helden der Underground-Thrash-Gemeinde – sie waren auf einmal Mainstream und machten trotzdem keine Gefangenen. Die Produktion? Monumental. Die Riffs? Eingängig, fett, mörderisch gut. Die Songs? Auf den Punkt, aber mit Tiefe.
Für mich war das Black Album das erste und einzige Metallica-Album, das ich mir nicht nur anhörte, sondern auch fühlte. Keine Liebe auf den ersten Blick – aber ein langsames Herantasten. Nothing Else Matters traf die Seele, Sad But True traf den Magen, The Unforgiven das Herz.
Ich weiß – für viele Fans war das der Anfang vom kommerziellen Ausverkauf. „Metallica light“, „MTV-Metal“, „die Frise war wichtiger als das Riff“. Und trotzdem: Millionen verkaufte Exemplare, weltweite Tourneen, neue Fans – und ein Album, das bis heute nachwirkt.
Und ich kann’s mit Fug und Recht sagen: Metallica sind mehr als nur eine Thrash-Metal-Band.
Sie sind Wegbereiter. Legenden. Ikonen.
Ich habe in 940 Episoden der Metalheads Forever - Rockcast Show unzählige Musiker aus allen Ecken des Rock- und Metal-Universums interviewt. Und wenn ich die Frage stellte: „Wer war dein größter Einfluss?“ – kam eine Band wie aus der Pistole geschossen: Metallica.
Sie sind die Konstante. Die Initialzündung für ganze Generationen.
Und dass sie heute, über 40 Jahre nach ihrer Gründung, immer noch Arenen auf der ganzen Welt füllen, zeigt doch nur eins:
Sie haben es geschafft. Sie haben den Metal aus den Garagen auf die Stadionbühnen gebracht.
War ich plötzlich richtiger Fan? Nein. Bin ich es heute? Auch nicht. Aber ich respektiere dieses Werk zutiefst. Es war mein Fenster zur Welt von Metallica – und ich weiß, dass es bei vielen anderen genauso war.
Was meint ihr?
Ist das Black Album für euch ein Meilenstein oder ein Verrat an den Wurzeln? Gehört es in jede Sammlung – oder ist es nur ein netter Ausrutscher für die Charts?
VÖ: 12. August 1991 | Label: Elektra / Vertigo | Produzent: Bob Rock
Besetzung:
James Hetfield – Gesang, Rhythmusgitarre
Lars Ulrich – Schlagzeug
Kirk Hammett – Leadgitarre
Jason Newsted – Bass
Die Songs:
1. Enter Sandman
Der Panzer, der alles plattwalzte. Mit diesem Song verließen Metallica endgültig die Thrash-Schublade und marschierten geradewegs in den Metal-Olymp. Das Riff ist ein Jahrhundertmonster – hypnotisch, brutal, eingängig. Hetfield brüllt keine Geschichten mehr – er schleicht wie der Sandmann durchs Kinderzimmer und lässt Albträume explodieren. Ein Opener, wie er brutaler nicht sein könnte.
2. Sad But True
Langsam. Schwer. Wie Lava, die über die Erde kriecht. "I'm your dream, make you real..." – James Hetfield klingt wie ein Gott im Zorn. Tiefergestimmt, wuchtiger, kompromisslos. Bob Rock hatte sie gezwungen, den Song tiefer zu stimmen – das Ergebnis ist ein Groove-Monster, das heute noch Stadien erbeben lässt. Sad? Ja. True? Verdammt nochmal, ja!
3. Holier Than Thou
Schneller, giftiger, bissiger – ein kleiner Gruß an die Frühzeit. Ein aggressiver Bastard mit bissigem Riffing und höhnischer Attitüde. Hier klopfen noch die alten Thrash-Geister an, aber sie werden sauber in Form gegossen. Kein Highlight für jedermann, aber live ein absoluter Abrisskandidat.
4. The Unforgiven
Die große Überraschung. Western-Feeling. Akustikgitarren. Und dann diese brodelnde Wut in der Stimme. Eine düstere Ballade, die keine Liebe schenkt, sondern Schmerz aufzeigt. Metallica zeigen Gefühl – aber mit kalter Hand. Episch, melancholisch, groß.
5. Wherever I May Roam
Orientalisches Intro, marschierende Gitarren, ein Text wie ein Manifest der Einsamkeit auf Tour. Dieser Song ist Road Movie und Selbstfindungstrip in einem. Der Refrain? Purer Pathos, aber genau richtig dosiert. Wenn dieser Song live kommt, bebt die Halle.
6. Don’t Tread on Me
Patriotismus im Metal? Ja, aber auf Metallica-Art: provokant, bissig, martialisch. Der Song beginnt mit einem Zitat aus „America the Beautiful“, doch was folgt ist kein politisches Statement, sondern ein musikalischer Mittelfinger. Nicht der stärkste Song auf dem Album, aber einer mit Eiern.
7. Through the Never
Zurück zur Raserei. Tempo, Wut, Verwirrung. Inhaltlich fast philosophisch – Chaos, Unendlichkeit, Mensch gegen das Universum. Musikalisch knallt das Ding wie ein klassischer Metallica-Stampfer, aber mit mehr Struktur und Punch. Und das Riff? Mörderriff deluxe!
8. Nothing Else Matters
Der Song, bei dem die Welt stehen blieb – und sich die Szene spaltete. Für die einen die perfekte Power-Ballade, für die anderen der Ausverkauf. Doch die Wahrheit ist: So verletzlich, so ehrlich, so Gänsehaut-erzeugend war Hetfield nie zuvor. Und Millionen, ja MILLIONEN Menschen weltweit fühlten genau das. Klassiker, Punkt.
9. Of Wolf and Man
Zurück zur Wildheit, zum Tier in uns. Der Song ist ein Riffgewitter, tight gespielt, roh produziert. Textlich fast wie ein Metal-Märchen – aber ohne Happy End. Man kann die Wölfe fast heulen hören. Ein unterschätzter Groover, der live brutal zündet.
10. The God That Failed
Ein Song, der aus Schmerz geboren wurde. Hetfields Abrechnung mit religiösem Fanatismus – persönlich, gnadenlos, schwer wie Blei. Kein Hit, aber ein Statement. Der Bass ist tief, das Riff ein Vorschlaghammer, der Text ein offenes Herz voller Narben.
11. My Friend of Misery
Jason Newsteds Moment – das Intro stammt von ihm. Ein düsterer, melancholischer Midtempo-Track mit einer fast hypnotischen Atmosphäre. Spät im Album platziert, aber ein absoluter Grower. Wer’s nicht versteht, hört’s zu oberflächlich.
12. The Struggle Within
Ein furioses Finale. Marschierende Snaredrum, dann knallt das Ding los. Ein Song über den inneren Kampf, voller Energie, voller Widerstand. Metallica beenden ihr Meisterwerk mit einem Aufschrei – schnell, melodisch, kompromisslos.
Übergang vom Thrash zum Mainstream – Beginn einer neuen Ära
Laut Kerrang! driftete die Band auf The Black Album bewusst von ihrem komplexen Thrash-Stil zu einem eingängigeren Sound ab – eine Strategie, bei der jeder Song als Single funktionieren sollte. Das öffnete das Tor zur Mainstream-Welt – zugleich jedoch verloren einige alte Fans das vertraute, rohere Metallica-Gefühl .
> “That feeling of intimacy with our core base kind of eroded…”
Riffology beschreibt The Black Album als globalen Wendepunkt für Metallica – sie wurden zu Stadion-Headlinern und Megastars, was klar für einen „Anfang“ neuer Möglichkeiten spricht, jedoch ein „Ende“ für die ursprüngliche Underground-Identität darstellte .
Fanreaktionen: Lob und Kritik
In Reddit-Threads berichten langjährige Fans, wie viele nach dem Schritt zum kommerziellen Sound enttäuscht waren:
> “I heard that a lot of fans stopped liking the band when the black album was released because of how much they changed.”
Consequence verdeutlicht: Die Platte katapultierte Metallica vom Metal-Heros zum globalen Rock-Phänomen – allerdings kam das nicht ohne Kontroversen von thrash-affinen Puristen .
Verkaufszahlen und langfristige Wirkung
The Black Album erreichte Platz 1 der Charts in den USA, UK, Deutschland u.v.m. und verkaufte über 30 Millionen Exemplare weltweit – der größte kommerzielle Durchbruch in der Bandgeschichte .
Der ständige Nachhall im Mainstream – über 750 Wochen auf der Billboard 200 – verdeutlicht die Langzeitwirkung dieses „Anfangs“ einer neuen Metal-Ära .
Magazin-Zitate
New Yorker fasst Metallica als Band zusammen, die trotz Underground-Wurzeln mit The Black Album ihren globalen Einfluss festigte .
Distorted Sound bezeichnet das Album als „einfach unübertroffen und unumstritten“, mit bewusst gedrosseltem Tempo und neuen Instrumenten – ein kreativer Neuanfang.
Fazit – Anfang oder Ende?
Perspektive The Black Album war…
Mainstream-Fans Der Anfang – erste große Platte, die Metallica global auf Augenhöhe mit U2, Guns N’ Roses brachte.
Thrash-Puristen Ein Bruch, vielleicht das Ende – von lyrischen Komplexen zu radiotauglichem Sound, viele fühlten sich entfremdet.
Langfristiger Erfolg Ein Neubeginn – Durchbruch, weltweite Bekanntheit, kommerzielle Power.
Fazit-Satz:
Für viele war The Black Album eindeutig der Startschuss in eine größere, mainstreamorientierte Karriere – aber zugleich das Ende einer Ära, in der Metallica sich klar zum Underground-Metal bekannten.
Jetzt seit ihr am der Reihe
Schreibt mir in die Kommentare – lasst uns diskutieren, wie damals an der Theke

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