
Review: KISS – Alive II
“You wanted the best, you got the best – the hottest band in the world: KISS!”
Verdammte Axt, was für ein Moment! Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Ich klappte das Gatefold-Cover von Alive II auf – und BOOM – mir klappte die Kinnlade runter bis zum Keller! Feuerfontänen, Explosionen, ein gigantischer Peter Criss auf einem Tiger-Drumriser, vier überlebensgroße Comic-Götter in Plateauschuhen – das war kein Albumcover, das war ein visuelles Erdbeben!
Während andere vielleicht mit Destroyer, Love Gun oder Dynasty eingestiegen sind, war es bei mir dieses knallbunte, laute, völlig überzogene Live-Monster von 1977: Alive II. Es war kein gewöhnliches Livealbum – es war ein verdammter Paukenschlag! Ich sog alles in mich auf wie ein Schwamm: Den Demon mit seiner bluttriefenden Zunge, das Starschild mit der lasziven Pose, den Catman hinter dem Drumkit und den spacigen Gitarrengott mit silbernem Anzug. KISS Alive II war für mich das Tor in eine andere Welt – schrill, laut, schmutzig und voller Energie.
Ich wurde über Nacht mit dem KISS-Virus infiziert. Kein Heilmittel in Sicht – aber wer will das schon? Ich verschlang den gesamten Katalog der Schockrocker genauso gierig wie zuvor schon die AC/DC-Platten. Songs wie “I Stole Your Love”, “Christine Sixteen”, “Shock Me” oder “Love Gun” rissen mir das Hirn raus und servierten es mir auf einer flammenden Gibson Les Paul.
Natürlich, Jahre später kam die bittere Wahrheit ans Licht: Große Teile des Albums wurden im Studio nachgebessert. Bob Kulick spielte etliche Gitarrensolos nach, weil die Live-Mitschnitte zu chaotisch waren – angeblich wegen der Explosionen auf der Bühne, die den Sound überdeckten. Aber mal ehrlich: 1979, als ich das Album zum ersten Mal in den Händen hielt, war mir das sowas von egal! Für mich war Alive II das lebendige Manifest einer Band, die größer war als das Leben.
Und dann war da noch KISS gegen das Phantom im Park. Ich bin mehrmals ins Kino in Straubing gepilgert, um mir diesen Film reinzuziehen – gebannt starrte ich als Teenie auf die Leinwand, während Gene Simmons grunzte und Space Ace mit Lasern um sich ballerte. Heute muss ich schmunzeln über diesen wunderbar trashigen Kitsch – aber Ende der 70er war das für mich der pure Rock’n’Roll-Himmel!
Nach AC/DC war es das KISS-Logo, das ich auf jedes meiner Schulhefte kritzelte – mit Liebe zum Detail und glühenden Augen. Ich schwelge in Erinnerungen, und es durchströmt mich ein wohliges Kribbeln: Was für eine irre, wilde Aufbruchzeit in meinem Leben als frisch infizierter Metalhead. Die Welt war plötzlich lauter, bunter, gefährlicher – und ich mittendrin!
Tracklist:
Side One
1. Detroit Rock City
2. King of the Night Time World
3. Ladies Room
4. Makin' Love
5. Love Gun
Side Two
6. Calling Dr. Love
7. Christine Sixteen
8. Shock Me
9. Hard Luck Woman
10. Tomorrow and Tonight
Side Three
11. I Stole Your Love
12. Beth
13. God of Thunder
14. I Want You
15. Shout It Out Loud
Side Four
(Studio Tracks)
16. All American Man
17. Rockin' in the U.S.A.
18. Larger Than Life
19. Rocket Ride
20. Any Way You Want It
Besetzung:
Paul Stanley - Gitarre
Gene Simmons - Bass
Ace Frehley - Gitarre
Peter Criss - Schlagzeug
Alive II war nicht nur ein Album – es war ein verdammter Gamechanger. Es zeigte mir, wie weit Musik, Show und Wahnsinn miteinander verschmelzen können. Ich danke KISS für diesen Trip in ein Paralleluniversum aus Pyrotechnik, Make-up und Rock’n’Roll-Wahnsinn.
Was meint ihr? Habt ihr ähnliche Erinnerungen an dieses Album? Oder war es bei euch ein anderes KISS-Werk, das euch den Boden unter den Füßen weggezogen hat?
Teilt eure Meinungen, eure Lieblingssongs – und hey, ein cooles Foto dazu wäre auch geil!
Und natürlich: Danke an alle, die so grandios auf mein erstes Review zu AC/DC reagiert haben!
Rock on – und passt auf, dass euch nicht das Make-up vom Gesicht schmilzt!
#kiss

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