
Black Sabbath – 13
Text © Ritchie Newton
(Release: 10. Juni 2013 / Universal Music / Produzent: Rick Rubin)
Ein düsteres Donnerwetter zum Abschied – Black Sabbath schlagen ein letztes Mal zu!
Wenn Legenden ein letztes Kapitel schreiben, dann horcht die Welt auf. Und 13 ist kein leiser Abgang – es ist ein schwerer, donnernder Abgesang, ein biblisches Gewitter, das durch Mark und Bein fährt. Ich habe mir das Album nach Ozzy Osbournes Tod erneut angehört – und diesmal hat es mich gepackt wie ein Höllenritt. Jeder Song ein Ritual. Jeder Takt ein Grabstein. Jeder Riff ein Vermächtnis.
Meine persönliche Geschichte dazu:
Wir schreiben das Jahr 2013. Ich stand in einem 7-Eleven Supermarkt in Hua Hin, Thailand – einfach nur auf der Suche nach einer kühlen Cola oder einem Snack. Und dann fiel mein Blick auf ein CD-Regal.
Ich traute meinen Augen kaum.
Dort stand sie: 13 von Black Sabbath.
Ozzy Osbourne. Tony Iommi.Geezer Butler. Wieder vereint.
Ich zögerte keine Sekunde – ich musste dieses Album haben.
Und das war sie: die letzte CD, die ich in meinem Leben gekauft habe.
Eine letzte Geste an eine Zeit, in der Musik noch physisch war. Ein schwarzer Monolith, mitten im tropischen Chaos eines Mini-Markts in Thailand.
Damals – das muss ich ehrlich sagen – haute mich das Album nicht komplett vom Hocker. Ich war zu sehr auf Ozzys Solowerke fixiert. Vielleicht war ich innerlich nicht bereit, mich auf diesen schweren, düsteren Sound einzulassen.
Doch dann, Jahre später, nach der traurigen Nachricht von Ozzys Tod, öffnete ich Spotify – ich besitze ja längst keine CDs mehr – und hörte mir 13 erneut an.
Und diesmal war alles anders.
Ich hörte zu. Ich fühlte. Ich verstand.
Track-by-Track Review:
1. End of the Beginning
Ein zähflüssiger, bedrohlicher Auftakt – wie ein schwarzer Vorhang, der sich langsam hebt. Das Riff erinnert an das allererste Sabbath-Album, Ozzy klingt wie ein Prophet kurz vor dem Ende. Ab der Mitte explodiert der Song – ein episches Monster, das sofort klarmacht: Black Sabbath sind zurück.
2. God Is Dead?
Die erste Single. Und ein Schlag ins Gesicht der Scheinheiligen. Ozzy fragt: „God is dead?“ – eine Frage, die sich brennend durch unsere Zeit zieht. Musikalisch schwer, wütend, mit hypnotischem Groove. Ein Song wie ein apokalyptisches Gebet.
3. Loner
Kompakt, kantig, direkt. Und der Text? Wie aus meiner Seele geschrieben. „Loner“ war ich oft – nicht nur als Musiker, auch als Mensch. Und genau das macht diesen Song so ehrlich. Kein Schnickschnack. Nur purer, dreckiger Heavy Rock.
4. Zeitgeist
Akustisch. Verträumt. Und so melancholisch schön, dass es weh tut. Erinnert stark an Planet Caravan. Der perfekte Moment zum Runterkommen – bevor das Album wieder zubeißt. Zeitgeist ist der stille Höhepunkt.
5. Age of Reason
Ein epischer Kommentar auf unsere untergehende Welt. Das Riff zersägt jede Hoffnung, während Ozzy uns mit hypnotischer Stimme in den Abgrund zieht. Tony Iommis Solo ist göttlich. Einer meiner persönlichen Favoriten auf dem Album.
6. Live Forever
Ein bittersüßer Song über den Wunsch, unsterblich zu sein – und gleichzeitig zu wissen, dass der Tod unvermeidbar ist. Hier klingt Ozzy kämpferisch, fast trotzig. Wie jemand, der sich weigert zu gehen. Und genau das liebte ich immer an ihm.
7. Damaged Soul
Hier kommt der Sabbath-Blues! Mit Harmonika, schweren Gitarren und einer Atmosphäre wie aus der Hölle. Ein tiefdunkler Trip in Ozzys geschundene Seele. Für mich der ehrlichste Song des Albums.
8. Dear Father
Ein gnadenloser Abschluss – thematisch wie musikalisch. Es geht um Missbrauch durch kirchliche Autoritäten, ein mutiger Text. Und als am Ende das Donnern vom ersten Sabbath-Album wieder erklingt, bekam ich eine Gänsehaut wie lange nicht mehr. Der Kreis schließt sich. Der Vorhang fällt.
9. Methademic
Schneller, härter, moderner. Der Song über Drogenabhängigkeit schlägt wie ein Vorschlaghammer. Ozzy schreit sich die Seele aus dem Leib – das hier ist kein alter Mann, sondern ein Krieger.
10. Peace of Mind
Etwas gemäßigter, aber schön rockig. Thematisch geht es um die Suche nach innerem Frieden – ein Wunsch, den viele von uns kennen. Solide, aber kein Überflieger.
11. Pariah
Der vielleicht eingängigste Bonustrack. Starkes Riff, cooler Groove und ein Refrain, der hängen bleibt. „Pariah“ – der Ausgestoßene. Ein passender Abschluss für das letzte Kapitel dieser Band.
Besetzung:
Ozzy Osbourne – Gesang
Tony Iommi – Gitarren
Geezer Butler – Bass
Brad Wilk – Schlagzeug
Adam Wakeman - Keyboards
Rick Rubin – Produktion
Warum das Album heute größer wirkt als damals
Weil 13 kein Triumphgeheul ist, sondern ein spätes, schweres Statement. Es ist die Rückkehr der Urväter – ohne falsches Pathos. Man hört Krebserkrankung (Iommi), Band-Zerwürfnisse (Bill Ward ist nicht dabei), das Alter, die Zeit. Und trotzdem Riffs, die jeden Raum dominieren. 2013 war es „das Comeback“. 2025 ist es: ein Grabstein aus Riffstahl.
Faktencheck
13 erschien im Juni 2013 (UK: 10. Juni, USA: 11. Juni) über Vertigo/Republic.
Es war das erste US-Nummer-1-Album der Band überhaupt und das erste UK-Nummer-1-Album seit 1970.
Bill Ward nahm wegen vertraglicher Differenzen nicht teil. Im Studio trommelte Brad Wilk, live übernahm Tommy Clufetos
„God Is Dead?“ gewann 2014 den Grammy für Best Metal Performance.
Das Regen-/Glocken-Finale von „Dear Father“ zitiert bewusst das Intro des Debütalbums von 1970.
13 erreichte in 12 Ländern Platz 1 der offiziellen Albumcharts. Dazu gehören unter anderem:
USA – Zum allerersten Mal in der Bandgeschichte erreichte Black Sabbath hier Platz 1 der Billboard 200
Großbritannien – Erstes Nummer-eins-Album seit Paranoid (1970)
Deutschland
Kanada
Neuseeland
Norwegen
Schweden
Finnland
Dänemark
Schweiz
Irland
Australien
Das macht 13 zu einem der kommerziell erfolgreichsten Comeback-Alben einer Rockband überhaupt – 43 Jahre nach der Gründung von Black Sabbath! Ein historischer Triumph.
Fazit:
13 war für mich lange nur eine Randnotiz – bis ich es mit neuen Ohren hörte.
Damals als letzte CD gekauft. Heute, viele Jahre später, digital auf Spotify wiederentdeckt. Und erst jetzt erkenne ich, was ich da eigentlich in Händen hielt.
Dieses Album ist kein Rückblick, sondern ein monumentaler Schlussstein.
Ein schwerer Grabstein für eine Ära.
Ein Vermächtnis.
Und Ozzy war mittendrin – ein letztes Mal.
Jetzt seid ihr dran:
Habt ihr 13 direkt gefeiert – oder ging’s euch wie mir und es brauchte erst Zeit (und Schmerz), um es wirklich zu begreifen?
Was bedeutet euch dieses düstere Meisterwerk?
Kommentiert – für Black Sabbath. Für Ozzy. Für den letzten großen Donnerschlag.

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