ALBUM REVIEW | TORA TORA | WILD AMERICA

Tora Tora – Wild America (1992)

Text ©Ritchie Newton

 

Ein Southern-Hardrock-Meisterwerk gegen den Grunge-Wahnsinn – und ein Dauerbrenner in meinem Musikpub in Straubing!

Es gibt Alben, die hört man einmal – und vergisst sie nie. Dann gibt es Alben, die kauft man zufällig, ohne Erwartungen, und plötzlich schlagen sie ein wie ein Gewitter in der Wüste. Wild America von Tora Tora war für mich genau so ein Moment. Ich hatte das Album ungehört mit einem Stapel anderer Platten gekauft – zehn an der Zahl – allesamt reine Cover-Entscheidungen. Doch als ich diese Scheibe das erste Mal in meinem Musikpub in Straubing auflegte, wusste ich: Hier passiert gerade etwas Magisches.

Meine Gäste, durch Grunge und Alternative fast schon ausgehungert nach echtem Rock’n’Roll, reagierten wie entfesselt. Wild America wurde zur inoffiziellen Hymne des Ladens – eine Art musikalischer Rebellion gegen die traurige Seattle-Düsternis, die unsere geliebte Hardrock-Welt damals zu ersticken drohte.

 

Bandbesetzung 1992 

Anthony Corder – Vocals

Keith Douglas – Guitars

Patrick Francis – Bass

John Patterson – Drums

Produzent: Rodney Mills (38 Special, Lynyrd Skynyrd, The Outlaws) – ein absoluter Könner, der diesem Album den Sound zwischen Südstaaten-Dreck und Hochglanz-Rock verlieh.

 

Track für Track – Eine musikalische Fahrt durch das wilde Amerika

1. Wild America

Ein Feuerwerk zum Einstieg! Southern-Rock trifft auf Stadtratte – fett, laut und direkt in die Fresse. Der perfekte Soundtrack für eine durchzechte Nacht auf dem Highway ins Nirgendwo.

2. Amnesia

Schmutziger Midtempo-Rocker mit hypnotischem Riff und einem Refrain, der sich wie ein Haken in dein Gehirn frisst. Wer diesen Song einmal hört, vergisst ihn garantiert nicht.

3. Dead Man's Hand

Ein Spiel mit dem Tod, musikalisch verpackt wie ein Duell bei Sonnenuntergang. Western-Flair trifft auf sleazigen Hardrock – rau, gefährlich, verdammt cool.

4. As Time Goes By

Die Ballade – aber kein weichgespültes Liebeslied, sondern eine melancholische, ehrliche Reise durchs emotionale Minenfeld des Lebens. Tränen auf dem Tresen inklusive.

5. Lay Your Money Down

Ein Straßenköter mit Stahlkette! Der Song pumpt Adrenalin, provoziert, fordert dich heraus. Wer nicht all-in geht, hat verloren.

6. Shattered

Zerbrochene Träume – musikalisch glasklar vertont. Zwischen Melancholie und Hoffnung balancierend, mit großem Gespür für Dynamik und Storytelling.

7. Dirty Secrets

Blues-getränkt, schlüpfrig und gefährlich. Wie ein nächtlicher Trip in ein verrauchtes Motel mit flackerndem Neonlicht – dieser Song riecht nach Sünde.

8. Faith Healer

Spirituell, hypnotisch, geheimnisvoll – wie eine okkulte Messe im Rockformat. Träumerisch und doch mit harter Kante. Ein Song für die Gänsehautfraktion.

9. Cold Fever

Hier brennt die Hütte! Ein feuriger Uptempo-Kracher, der dich mit voller Geschwindigkeit überrollt. Rock’n’Roll in Reinform – heiß wie Hölle, kalt wie Stahl.

10. Nowhere To Go But Down

Ein düsterer Abstieg in den inneren Abgrund. Schwer, schleppend, düster – aber mit Haltung. Musik für die Momente, in denen man mit sich selbst abrechnet.

11. City Of Kings

Episch! Der Song klingt wie ein monumentales Statement gegen Macht und Gier. Gitarren wie Paläste, Drums wie Donner – ein echtes Epos

 

Gesamtfazit:

Tora Tora – Wild America ist kein Album, das sich brav anpasst oder radiofreundlich anbiedert. Es ist ein verdammter Mittelfinger gegen die musikalische Gleichschaltung der frühen 90er. Es ist laut, dreckig, gefühlvoll, rebellisch – und in jeder Sekunde echt.

Für mich ist dieses Album nicht nur ein Stück Musikgeschichte, sondern Teil meines Lebens – ein Kapitel meiner eigenen Story. Es erinnert mich an Nächte voller Bier, Gespräche über Gitarrenriffs, den Geruch von Lederjacken, und die unbändige Kraft von Musik, die uns nie im Stich lässt.

Danke, Tora Tora, für dieses Meisterwerk.

Und an euch, Rockheads da draußen: Hört euch das Album an. Laut. Und dann nochmal. Und nochmal.

Denn Wild America ist kein Hörgenuss – es ist ein Erlebnis.

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