
HURRICANE– Slave to the Thrill (1990)
Text © Ritchie Newton
Als der Grunge wie ein finsterer Schatten über die Hardrock-Szene fiel, war Slave to the Thrill ein letztes Aufbäumen jener Ära, in der Männer noch Gitarrensoli schmetterten, als gäbe es kein Morgen. Mitten im sterbenden Glanz der Glam-Metal-Welt setzten Hurricane ein Zeichen – laut, melodisch, kraftvoll!
Dieses dritte Album der Band aus L.A. ist der deutlichste Beweis dafür, dass Hurricane mehr waren als nur ein weiteres MTV-kompatibles Haarspray-Produkt. Sie waren tight, talentiert und verdammt nochmal hungrig. Mit Kelly Hansen (Vocals), Doug Aldrich (Gitarre), Tony Cavazo (Bass) und Jay Schellen (Drums) stand hier eine Truppe im Studio, die wusste, was sie tat – und wie man ein Studio zum Beben bringt.
Track-by-Track Review
1. Reign of Love
Ein monumentaler Einstieg! Massiv riffgetrieben, mit hymnischem Refrain und exzellentem Spannungsaufbau. Hansen singt, als würde es um Leben und Tod gehen. Die perfekte Eröffnung für ein Album, das keine Gefangenen macht.
2. Next to You
Radiofreundlich, catchy, hitverdächtig! Dieser Track hat das kommerzielle Flair der späten 80er im Blut. Ein Refrain, der sich ins Hirn brennt, und ein Groove, der zum Mitwippen zwingt. Der Einfluss der Profis aus dem L.A.-Songwriter-Zirkel ist unüberhörbar.
3. Young Man
Wild, rebellisch, kompromisslos – genau so muss Hardrock klingen! Hier zeigt sich Doug Aldrichs Gitarrenkunst in Hochform. Der Song strotzt vor Energie und roher Kraft.
5. Don’t Wanna Dream
Halb-Ballade, halb-Drama. Eine melancholische Nummer mit großem Gefühl, ohne je ins Kitschige abzurutschen. Hansen trägt den Song mit seiner ausdrucksstarken Stimme, Aldrich steuert ein Solo mit echter Gänsehautgarantie bei.
6. Temptation
Ein kompakter Dreiminuten-Hammer! Tempo, Power, Druck – alles da. Der Refrain ballert, das Riff brettert. Wer hier nicht mitwippt, ist klinisch tot.
7. 10,000 Years
Der epischste Song des Albums. Eine düstere Midtempo-Walze mit starkem Spannungsbogen und einem Refrain, der sich wie eine Gewitterfront über den Hörer legt. Hier wird deutlich, dass Hurricane auch Atmosphäre können – nicht nur Geschwindigkeit.
8. FX (Instrumental) – 1:06
Ein Soundscape, ein Interlude, ein kurzer Gitarrentrip in das elektrische Innenleben von Doug Aldrichs Effektboard. Keine klassische Nummer, aber ein stimmungsvoller Übergang – eine Verschnaufpause, bevor’s weiterkachelt.
9. In the Fire – 3:29
Blues-getränkter Rock mit Biss. Die Riffs kratzen dreckig, die Drums rollen wie ein heißer Sommertag auf Teer. Kelly Hansen klingt hier wie ein Bruder von David Coverdale – soulig, sexy, satt.
10. Let It Slide
Ein melodischer Midtempo-Track mit raffiniertem Arrangement. Die Mischung aus straighten Riffs und einem überraschend smoothen Chorus macht den Song zu einem der verborgensten Highlights auf der Platte.
11. Lock Me Up
Der dreckigste Track des Albums. Groovt schwer, klingt angepisst, macht keine Gefangenen. Aldrich feuert messerscharfe Licks raus, die Rhythmusgruppe treibt wie ein Dampfhammer. Der perfekte Track für dunkle Clubnächte und enge Jeans.
12. Smiles Like a Child
Ein versöhnlicher, fast schon poppiger Abschluss – aber mit Herz und Haltung. Eine leichtfüßige Melodie trifft auf eine starke Gesangsleistung. Der perfekte Abspann zu einem energiegeladenen Album.
Fakten zum Album
Titel: Slave to the Thrill
Release: 28. März 1990
Label: Enigma Records
Produzent: Michael James Jackson (KISS – Creatures of the Night)
Mix: Chris Lord-Alge
Studios: One on One & Clear Lake Audio, Los Angeles
Line-up:
Kelly Hansen– Vocals
Doug Aldrich – Guitar
Tony Cavazo – Bass
Jay Schellen – Drums
FAZIT:
Slave to the Thrill ist ein verdammtes Statement. Ein musikalischer Mittelfinger an die aufziehende Grunge-Welle. Die Produktion knallt, das Songwriting ist vielseitig, die Band liefert auf allen Ebenen ab – und Kelly Hansen zeigt, warum er später bei Foreigner zum Dauerbrenner wurde. Dieses Album ist kein vergessenes Juwel – es ist ein unterschätztes Manifest des späten Hardrock-Glamourismus.
Was meint ihr? Kennt ihr das Album? Welche Songs haben euch weggeblasen? Oder ist Hurricane an euch vorbeigerauscht? Ich will eure Meinung hören – schreibt's in die Kommentare, Rockheads!

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