
KISS – Revenge (1992)
Text © Ritchie Newton
Was war das denn bitte für ein Paukenschlag?!
Nach einer langen Reise durch die musikalische Identitätskrise der 80er, wo KISS zwischen Keyboard-Glanz, Radio-Hooks und Dauerwellen mäanderten, landeten sie 1992 mit einem Knall in der neuen Dekade. Und zwar einem metallischen, harten, düsteren Knall namens Revenge!
Ich gebe offen zu – Creatures of the Night war das letzte Album, das mich damals noch halbwegs gepackt hat. Was danach kam, klang für mich oft wie eine Selbstparodie: Lick It Up hatte ein paar gute Momente, Animalize bot Gitarrengefummel mit zuckriger Produktion, und Crazy Nights? Ehrlich gesagt – ein poppiger Albtraum mit Haarspray-Attitüde. Aber dann…
…kam REVENGE!
Und es war, als hätten sich KISS aus dem Dornröschenschlaf des Glam-Wahnsinns erhoben. Der Opener Unholy war nicht nur ein Song, es war eine Kriegserklärung! Simmons spuckte Gift und Galle wie in seinen besten Dämonen-Tagen, die Gitarren bissen wieder, das Schlagzeug hämmerte – und der Sound? Fett, finster, und verdammt nochmal ernst!
Paul Stanley klang fokussierter denn je, die Songs wirkten gereift, ernstzunehmend, kraftvoll. Selbst die Ballade Every Time I Look at You schmachtete nicht – sie strahlte. Das war nicht mehr das quietschbunte „Crazy Crazy Nights“-Gelalle. Das war ein erwachsener, kompromissloser Brocken Hard Rock mit Heavy Metal-Kante. Und ja – KISS sahen unmaskiert plötzlich richtig cool aus. Simmons? Bad Ass! Stanley? Charisma in Leder. Bruce Kulick? Der stille Gitarrenkiller. Und Eric Singer? Der neue Mann an den Drums, der mit technischer Präzision und Wucht brillierte.
Besetzung:
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Paul Stanley – Vocals, Rhythm Guitar
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Gene Simmons – Vocals, Bass
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Bruce Kulick – Lead Guitar
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Eric Singer – Drums
Produzent: Bob Ezrin (der Mann hinter Destroyer – und ja, das hört man!)
Titelliste:
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Unholy – Simmons brennt den Pop-Dreck der 80er mit einem Höllenriff nieder
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Take It Off – Rotzig, dreckig, sexy – ein Stripclub-Hit mit Oldschool-KISS-Flair
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Tough Love – Kraftvoller Midtempo-Kracher mit mächtigem Refrain
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Spit – Grooviger Bastard zwischen „War Machine“ und „God Gave Rock’n’Roll To You“
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God Gave Rock 'N' Roll to You II – Episch, hymnisch, ein Gänsehautmoment für die Ewigkeit
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Domino – Simmons in Höchstform, dreckig und lasziv
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Heart of Chrome – Paul’s Schmerz in kraftvoller Hardrock-Form
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Thou Shalt Not – Gene im Old Testament-Modus – predigt in Riffs gegossen
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Every Time I Look at You – Stanley’s Powerballade mit Gänsehautfaktor
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Paralyzed – Groovemonster mit 90er-Edge
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I Just Wanna – KISS feiern sich selbst, rotzig und partytauglich
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Carr Jam 1981 – Tribut an den verstorbenen Eric Carr mit einem starken Instrumental
Funfact:
Der Song God Gave Rock ’N’ Roll to You II war ursprünglich für den Soundtrack von Bill & Ted’s Bogus Journey gedacht – und wurde zum späten Welthit, der KISS eine neue Generation von Fans bescherte. Und: Carr Jam 1981 ist ein emotionaler Abschiedsgruß an Eric Carr, der nach über einem Jahrzehnt bei KISS an Krebs verstarb.
Fazit:
Revenge war keine Rückkehr zur Schminke – sondern eine Rückkehr zur Würde! KISS klangen plötzlich wieder echt, hungrig und gefährlich. Für mich persönlich war es das erste Mal seit Jahren, dass ich KISS
wieder ernst nahm – und verdammt nochmal respektierte.
Und ich weiß, Geschmäcker sind verschieden. Aber genau das macht diese Reise durch meine Hard 'n' Heavy Memories so spannend. Mal seid ihr voll bei mir, mal geht ihr andere Wege – doch eines bleibt: Die Leidenschaft für die Musik!
Was meint ihr? War Revenge für euch auch ein Befreiungsschlag – oder blieb ihr lieber bei den glorreichen 70ern?
Diskussion eröffnet – kommentiert jetzt eure Meinung zu REVENGE!

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