ALBUM REVIEW | LOVE/HATE | BLACKOUT IN THE RED ROOM

Love/Hate – Blackout in the Red Room (1990)

Text: Ritchie Newton

 

Es war 1992. Ich hatte gerade mein erstes eigenes Pub in Straubing eröffnet – Ritchie’s Musikcafe – ein Treffpunkt für Musikliebhaber, Nachteulen, Rock’n’Roller und die, die es werden wollten. Doch was viele nicht wissen: Dem voraus ging eine meiner größten persönlichen Tragödien – der Verlust meiner kompletten Vinylsammlung durch einen Wasserrohrbruch im Keller meiner Oma. Jahrzehnte an Schätzen, Erinnerungen, Raritäten – alles dahin.

Und so begann mein Kaufrausch. Ich war getrieben vom Drang, meine Sammlung wiederaufzubauen – und zwar besser, lauter und vielseitiger denn je. Es war die Geburtsstunde meiner berüchtigten Kauftriade: Ich marschierte regelmäßig in die Plattenläden und kam selten mit weniger als 20 CDs auf einmal wieder raus. Darunter Klassiker, die ich früher auf Vinyl hatte – von AC/DC bis Zebra – aber eben auch neue, unbekannte Bands, die mich förmlich ansprangen.

Eine davon war Love/Hate – und ihr DebütalbumBlackout in the Red Room“ war für mich wie eine explosive Wiedergeburt.

Schon nach dem ersten Hördurchgang war klar: Dieser Dreck, dieser Groove, diese Stimme – das ist meine neue Religion!
Jizzy Pearl, der Sänger mit der rotzig-verzweifelten Stimme, die nach Whiskey, Tränen und ungelebtem Leben klingt, traf mich mitten ins Herz. Heute steht er übrigens bei Quiet Riot mit Bass-Legende Rudy Sarzo auf der Bühne – und das passt wie die Faust aufs Auge.


Track-by-Track Wahnsinn:

  1. Blackout in the Red Room – Der perfekte Opener: wild, roh, ekstatisch. Die Kneipenwände vibrierten, wenn dieser Song lief.

  2. Rock Queen – Ein dreckiger Sleaze-Rocker, der Frauen verehrt und gleichzeitig fürchtet.

  3. Take Outta Me – Energiegeladen mit einem unwiderstehlichen Riff.

  4. Fuel to Run – Highway-Rock mit ordentlich Druck unter der Haube.

  5. One More Round – Die ultimative Trinkhymne – im Pub ein Dauerbrenner.

  6. Slutsy Tipsy – Schmutzig, betrunken, ehrlich. Love/Hate at their finest.

  7. She's an Angel – Zarte Melodie trifft auf rauen Gesang – ein bittersüßer Kontrast.

  8. Mary Jane – Kein Kifferlied, sondern ein bluesiger Downer mit Tiefgang.

  9. Straightjacket – Der Song klingt, als wäre er direkt aus einer Nervenheilanstalt entflohen – und das ist ein Kompliment!

  10. Slave Girl – Dreckig, lasziv und hypnotisch. Dangerous and beautiful.

  11. Hell, CA, Pop. 4 – Ein experimenteller Rausch, der das Album mit einem verstörenden Knall beendet.


Besetzung:

  • Jizzy Pearl – Vocals

  • Jon E. Love – Gitarre

  • Skid Rose – Bass

  • Joey Gold – Drums


Fakten:

  • Veröffentlicht: 1990 (Columbia Records)

  • Produziert von: Tom Werman (u.a. Mötley Crüe, Cheap Trick)

  • US Billboard 200: Platz 154

  • Genre: Sleaze Metal / Hard Rock

  • Status: Kultklassiker – zu Recht!


Fun Fact:

Jizzy Pearl schrieb nicht nur Rockgeschichte mit Love/Hate, sondern war später auch Frontmann bei Ratt, L.A. Guns und heute fester Bestandteil von Quiet Riot. Der Mann kennt keine Pause – nur Rock’n’Roll.


Fazit:

Blackout in the Red Room war für mich mehr als ein weiteres neues Album – es war ein Statement, ein Neustart, ein Schlachtruf gegen das Vergessen meiner alten Sammlung.
Mit meinem CD-Kaufrausch erschuf ich mir meine eigene kleine Hall of Fame – und dieses Album hatte seinen festen Platz darin.


Jetzt seid ihr dran, Metalheads!
Wer erinnert sich noch an die ersten CD-Käufe nach dem Vinyl-Zeitalter? Wer von euch hat Love/Hate damals entdeckt oder sogar live gesehen?
Und was war euer wildester Musik-Kaufrausch?

 

Let's keep the red room burning – kommentiert jetzt!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0