
TNT – Tell No Tales (1987)
Text ©Ritchie Newton
Wenn es ein Album gibt, das für mich den skandinavischen Melodic Metal der 80er auf den Punkt bringt, dann ist es Tell No Tales von TNT. Diese Scheibe war wie eine Bombe, die völlig unerwartet aus dem hohen Norden einschlug – und mein musikalisches Weltbild erweiterte. Was die Norweger hier abliefern, ist ein Paradebeispiel für energiegeladenen, hymnischen Hardrock mit messerscharfer Produktion, einer unfassbaren Gesangsleistung und Gitarrenarbeit zum Niederknien.
Hier kommt meine ganz persönliche Song-für-Song-Analyse:
1. Everyone’s a Star
Der perfekte Einstieg. Ein energiegeladener Opener, der gleich klarmacht, wo die Reise hingeht. Tony Harnell schießt mit seiner Stimme sofort in die Stratosphäre, während Ronni Le Tekrø ein Riff raushaut, das vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Ein hymnischer Refrain, der sofort hängen bleibt – hier wird nicht lange gefackelt. Jeder ist ein Star? Ja, spätestens nach diesem Track glaubt man es!
2. 10,000 Lovers (In One)
DER Song schlechthin. TNTs größter Hit und zu Recht eine der besten Melodic-Metal-Hymnen aller Zeiten, metallische Gänsehaut pur! Die Nummer kombiniert perfekte Pop-Sensibilität mit metallischer Durchschlagskraft. Der Chorus ist ein Ohrwurm für die Ewigkeit, und live war das ein absoluter Abräumer.
3. As Far as the Eye Can See
Eine etwas düsterere, fast schon theatralische Nummer mit einem schwer groovenden Riff und dramatischer Gesangsmelodie. Hier zeigen TNT, dass sie nicht nur glänzen, sondern auch beißen können. Atmosphärisch dicht und perfekt arrangiert – das ist großes Kino für die Ohren.
4. Sapphire
Ein instrumentaler Zwischensprint mit progressiver Note. Ronni Le Tekrø brilliert hier an der Gitarre und zeigt, warum er zu den innovativsten Saitenmeistern der 80er gehört. Klanglich irgendwo zwischen klassischem Metal und Neoklassik – kurz, intensiv, eindrucksvoll.
5. Child’s Play
Wild, verspielt und energiegeladen. Die Drums treiben gnadenlos nach vorne, während Tony sich durch verspielte Gesangslinien schlängelt. Dieser Song bringt eine gewisse Verspieltheit ins Album, ohne an Ernsthaftigkeit zu verlieren. Ein echtes Powerpaket.
6. Smooth Syncopation
Der Titel ist Programm. Ein rhythmisch ausgefuchster Track, der zeigt, dass TNT weit mehr konnten als Standard-Hardrock. Besonders die Breaks und Tempowechsel machen diesen Song zu einem versteckten Juwel auf der Platte. Anspruchsvoll, aber nie verkopft.
7. Listen to Your Heart
Nein, kein Roxette-Cover, sondern eine kraftvolle Midtempo-Nummer mit starkem Refrain und viel Gefühl. Tony Harnell brilliert hier mit emotionaler Tiefe und unglaublicher Stimmkontrolle. Ein Song für die Momente, in denen man sich fragt: Was will ich eigentlich wirklich? – und die Musik gibt einem die Antwort.
8. Desperate Night
Ein Song, der von innerer Unruhe und Sehnsucht erzählt – musikalisch in Szene gesetzt mit einem dunkleren Ton und großem Drama. Die Band spielt hier mit Atmosphäre, während Tony in den Refrains wieder alles aus sich herausholt. Gänsehaut-Faktor garantiert.
9. Northern Lights
Melancholie trifft auf majestätische Schönheit. Ein Song wie ein Blick in den nordischen Himmel – kalt, klar und voller Magie. Der Track bringt fast schon balladeske Töne mit und zeigt erneut die Vielseitigkeit der Band. Ein echter Tiefpunkt – im besten Sinne.
10. Tell No Tales
Der Titeltrack und das große Finale. TNT drehen hier noch einmal voll auf: Gitarrenattacken, donnernde Drums, und ein Refrain, der nach Triumph schreit. Es ist ein würdiger Abschluss für ein Album, das keine einzige Schwäche kennt. „Tell No Tales“ ist nicht nur ein Song, sondern ein Statement.
Fazit:
Mit Tell No Tales haben TNT ein Denkmal des melodischen Heavy Metal erschaffen. Das Album überzeugt durch grandiose Gesangsakrobatik, technische Brillanz und ein Songwriting, das auch Jahrzehnte später noch Bestand hat. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Diese Scheibe gehört in jede ernstzunehmende Hardrock-Sammlung.
Jetzt seid ihr dran, Metalheads!
Was bedeutet euch dieses Album? Kennt ihr TNT überhaupt noch oder habt ihr sie vielleicht damals genauso gefeiert wie ich?
Schreibt mir in die Kommentare, welchen Song ihr am meisten feiert – und ob 10,000 Lovers auch bei euch für Gänsehaut sorgt!
Rock on –
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