
Review: Deep Purple – Made in Japan
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Wenn ich heute zurückblicke, dann waren es vor allem die Live-Alben der späten Siebziger, die mich musikalisch geprägt, geformt – ja regelrecht geprägt und geflasht haben. Und Made in Japan war da kein bloßer Mitschnitt, sondern ein Erweckungserlebnis in Vinylform!
Dieses Album war für mich eine neue Dimension des Musikhörens – und das lag nicht nur an der überirdischen Instrumentalfraktion mit Ritchie Blackmore an der Gitarre, Roger Glover am Bass, Jon Lord an der Orgel und dem tierisch tight spielenden Ian paice am Schlagzeug. Nein – das wahre Mysterium war für mich: Ian Gillan!
Was dieser Mann auf der epischen Version von "Child in Time" abliefert, war für mich schlicht außerweltlich. Seine Schreie, sein Ausdruck, seine Emotion – das hat mir buchstäblich die Sicherungen rausgehauen! Ich saß da, starrte auf die Boxen und konnte es kaum fassen: Das war live? Das war echt? Das war... unfassbar.
Wenn es eine Scheibe gibt, die den Begriff "Live-Legende" nicht nur verdient, sondern definiert, dann ist es dieses Monument:
"Made in Japan" – aufgenommen im August 1972 in Osaka und Tokio, veröffentlicht im Dezember desselben Jahres, und seither unsterblich im Kanon der Rock-Geschichte.
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Die Magie des Moments
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Ursprünglich als Pflichttermin für den japanischen Markt gedacht, weigerten sich Deep Purple zunächst, das Konzert professionell aufzunehmen. Zu viele schlechte Erfahrungen mit Live-Mitschnitten hatten sie geprägt. Doch als sich herausstellte, dass die japanischen Veranstalter alles bis ins Detail geplant hatten – von State-of-the-Art-Ton bis zu BBC-Ingenieur Martin Birch als Soundverantwortlichem – willigte die Band ein.
Aber: Kein Overdub, keine Nachbesserung – pure Live-Energie!
Was die Band nicht wusste: Sie wĂĽrden Musikgeschichte schreiben.
Jeder Song ist eine Explosion auf der Bühne, eine Zeitkapsel aus einer Ära, in der Musik noch lebte, atmete und schwitzte!
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Die Tracklist – Ein wuchtiges Statement
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1. Highway Star – Der Opener ballert sofort alles weg. Gillan schreit, Blackmore schreddert, Lord liefert ein Orgelmassaker – besser geht’s nicht.
2. in Child Time – Das epische Meisterwerk. Gillans Schreie jagen dir Gänsehaut über den Rücken, das Zusammenspiel zwischen Orgel und Gitarre: hypnotisierend.
3. Smoke on the Water – Der Rocksong mit dem wohl berühmtesten Riff aller Zeiten. Hier mit noch mehr Druck und Feuer.
4. The Mule – Ein Drum-Solo-Monster. Ian Paice zeigt, warum er einer der meistunterschätzten Schlagzeuger der Rockgeschichte ist.
5. Strange Kind of Woman – Gillan und Blackmore liefern sich ein Call-and-Response-Duell, das zum Mitschreien ist.
6. Lazy – Funky, bluesy, heavy – das Hammond-Orgel-Solo ist göttlich, und die Band jammt sich in einen Rausch.
7. Space Truckin' – Über 20 Minuten geballte Energie. Eine Galaxie der Improvisation, roh, wild und unfassbar tight.
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Der Soundtrack einer Ära
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1972 war ein Jahr, in dem sich Rock von Psychedelia zu Power entwickelte. Deep Purple waren mit "Machine Head" auf Tour, der Hardrock wurde wuchtiger, dreckiger – und "Made in Japan" war der Live-Beweis, dass diese Musik nicht nur im Studio, sondern vor tausenden schreienden Fans explodierte!
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Kleine Anekdoten am Rande
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Blackmore war berüchtigt für seine Unberechenbarkeit. Doch hier war er fokussiert – seine Soli auf Highway Star und Lazy sind Gitarrengold.
Gillan sang mit Bronchitis – kaum zu glauben bei dem, was er auf Child in Time raushaut.
Die Band hatte keine Ahnung, dass das Album Kultstatus erlangen würde. Ritchie Blackmore: "We thought it was just a Japanese souvenir…"
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Fazit
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Made in Japan ist kein Album. Es ist eine Macht. Ein Manifest. Ein Tempel.
Wenn du dieses Album auflegst, spĂĽrst du es:
SchweiĂź, Druck, Adrenalin. Hardrock in seiner reinsten Form.
Ein Muss für jeden, der je behauptet hat, Rock’n’Roll sei nur Musik.
Made in Japan ist der Beweis, dass es eine Religion ist.
Natürlich liebe ich auch Studio-Meilensteine wie In Rock, Machine Head, Burn oder Stormbringer mit Coverdale und Hughes Und in den 80ern waren Perfect Strangers und The Battle Rages On mächtige Comebacks. Aber Made in Japan ist und bleibt die Essenz von Deep Purple Live, eingefroren auf Platte, verewigt für die Ewigkeit.
Ich bin dankbar, dass ich die legendäre Mark II Besetzung – Gillan, Blackmore, Glover, Lord, Paice – ein letztes Mal live in der Münchner Olympiahalle erleben durfte, kurz bevor Ritchie endgültig den Abgang machte. Und ja – man sah auf der Bühne: Zwischen Gillan und Blackmore herrschte Eiszeit. Zwei Titanen, die sich nichts mehr zu sagen hatten. Aber auf der Bühne war es trotzdem Magie pur.
Jetzt seid ihr dran:
Was bedeutet euch Made in Japan?
Welcher Song hat euch umgehauen?
Habt ihr eine besondere Erinnerung an dieses Album?
Oder sogar ein kultiges Foto aus dieser Zeit?
Schreibt’s mir in die Kommentare – ich bin gespannt auf eure Purple-Momente!
#deeppurple

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