ALBUM REVIEW | WARRANT | CHERRY PIE

WARRANT – Cherry Pie (1990)

Text ©Ritchie Newton

 

Label: Columbia Records

Produzent: Beau Hill

Genre: Glam Metal / Hard Rock

 

Kirschen, Krach und kreischende Gitarren – das süßeste Hardrock-Dessert der 90er

Die berühmte Qual der Wahl hat mich bei diesem Kapitel fast wahnsinnig gemacht. Dirty Rotten Filthy Stinking Rich oder Cherry Pie? Zwei Alben, die das Ende der Hair-Metal-Ära mit Pomp, Pathos und Partyhymnen markierten. Doch am Ende war es klar: Cherry Pie war einfach zu saftig, zu frech, zu catchy, um es nicht zu küren.

Warrant hatten 1990 die Welt zu Füßen. MTV liebte sie. Groupies liebten sie. Und verdammt – auch ich liebte sie. Sänger Jani Lane, dieser blonde Sonnyboy mit der Stimme eines Rockengels, war auf dem Zenit seines Könnens. Sein Songwriting war clever, ironisch, emotional – und vor allem catchy as hell.

Doch eines ist klar: Das Album Cherry Pie ist nicht nur die titelgebende Sex-Hymne, die MTV rauf und runter lief. Es ist ein durch und durch gelungenes Glam-Metal-Monster mit Tiefgang, Energie und einem bittersüßen Nachgeschmack, der auch heute noch kickt.

 

Besetzung:

Jani Lane – Gesang, Akustikgitarre

Joey Allen – Leadgitarre

Erik Turner – Rhythmusgitarre

Jerry Dixon – Bass

Steven Sweet – Schlagzeug, Backing Vocals

Gastmusiker:

C.C. DeVille (Poison) – Gitarrensolo bei "Cherry Pie"

Mike Slamer – diverse Gitarrenparts und Soli (inoffiziell, aber bestätigt)

Beau Hill – Keyboards, Percussion, Background Vocals

 

Tracklist & Song-Besprechung:

1. Cherry Pie

Der Titeltrack – und was für einer. Die Hookline frisst sich ins Hirn wie ein Zuckerschock, das Riff ist ikonisch, der Refrain stadiontauglich. Und das Video mit Bobbi Brown? MTV-Gold.

2. Uncle Tom's Cabin

Der eigentliche Star des Albums! Eine düstere Southern-Groove-Nummer mit Krimi-Lyrics, starken Gitarren und überraschend ernstem Ton. Lane zeigt hier seine Songwriter-Qualitäten auf höchstem Niveau.

3. I Saw Red

Herzschmerz pur. Eine Power-Ballade mit echter Gänsehaut-Garantie. Jani Lane verarbeitet hier eine wahre Geschichte – der Moment, als er seine Freundin mit einem anderen im Bett erwischte.

4. Bed of Roses

Nein, nicht von Bon Jovi – sondern von Warrant. Eine oft übersehene Perle, melodisch stark und gesanglich auf den Punkt.

5. Sure Feels Good to Me

Die Sonne geht auf, die Gitarre grinst, der Groove kickt. Hier regiert der Spaß – und genau das wollten wir 1990 doch hören.

6. Love in Stereo

Gitarrengewitter trifft auf zweideutige Texte. Keine große Kunst, aber ein knackiger Fun-Track mit Ohrwurm-Garantie.

7. Blind Faith

Akustischer Einstieg, gefühlvoller Gesang – entwickelt sich zur epischen Power-Ballade. Hier zeigt Jani, was für ein Allrounder er war.

8. Song and Dance Man

Fast schon autobiografisch – ein Blick auf das Leben auf der Bühne, zwischen Träumen, Ruhm und dem Fall danach.

9. You're the Only Hell Your Mama Ever Raised

Rotzig, rau und verdammt unterhaltsam. Southern-Rock-Einflüsse mit einem Augenzwinkern.

10. Mr. Rainmaker

Düsterer Midtempo-Stampfer mit Symbolkraft. Und wieder: starke Lyrics, geile Gitarrenarbeit.

11. Train, Train (Blackfoot-Cover)

Eine Hommage an den Southern Rock. Knallt ordentlich und passt überraschend gut zum Gesamtbild.

12. Ode to Tipper Gore (Hidden Track)

Ein ironisches Instrumental mit Porno-Schnipseln als Seitenhieb auf Zensur – typisch Jani Lane Humor.

 

Kurz-Zusammenfassung:

Cherry Pie ist weit mehr als der schlüpfrige Titeltrack. Es ist ein clever arrangiertes, tight gespieltes und stark produziertes Album, das den Spagat zwischen MTV-tauglichem Glam und ernsthaften Rocknummern meisterlich schafft. Jani Lane glänzt als Sänger, Songwriter und Frontmann. Die Band spielt auf dem Punkt, und Produzent Beau Hill verpasst dem Ganzen einen fetten, polierten Sound, der typisch für die Ära – und gleichzeitig absolut zeitlos – klingt.

Fazit:

Ein Paradebeispiel für die letzte große Glam-Metal-Welle vor dem Grunge-Tsunami. Cherry Pie war der süße letzte Biss, bevor die 90er alles veränderten.

 

Und jetzt seid ihr dran:

Welches Warrant-Album hat euch umgehauen? Seid ihr Team Dirty Rotten Filthy Stinking Rich oder doch eher Cherry Pie?

Schreibt’s mir in die Kommentare – und vergesst nicht: Support your scene, support your memories!

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