
Lynch Mob – Wicked Sensation (1990)
Text © Ritchie Newton
Ein Götterfunke aus Riffgewalt und Sleaze-Groove
Es gibt Alben, die man nicht nur hört – man fühlt sie. So ging's mir, als ich 1990 wie vom Blitz getroffen in den Plattenladen stolperte und mir dieses mystische, animalische Schlangen-Cover ins Gesicht zischte. Der Name „Lynch Mob“ – schon eine Kampfansage. Und darunter: George Lynch, das Saiten-Phantom von Dokken, auf Solopfaden? Keine Frage – diese CD musste mit!
Kaum eingelegt, walzte mich der Opener Wicked Sensation nieder wie ein Dampfhammer mit Voodoo-Vibe. Und es wurde noch besser – viel besser. Was hier geliefert wurde, war kein simpler Abklatsch des Haarspray-Metal-Zeitalters, sondern eine groovige, dreckige, schweißgetränkte Hardrock-Wucht, in der Lynch mit jedem Solo ein eigenes Universum erschuf.
Besetzung:
George Lynch – Guitar Wizard, Riff-König, Solo-Dämon
Oni Logan – Vocals mit Seele, Dreck & Dynamit
Anthony Esposito – Bass mit Punch und Attitüde
Mick Brown – Drums, Animal-Style – roh, präzise, gewaltig
Produziert von Max Norma (u.a. Ozzy Osbourne , Megadeth ) – der Mann weiß, wie man ein Gitarrenbrett zum Leben erweckt.
Track-by-Track Review:
1. Wicked Sensation
Der Opener macht keine Gefangenen. Tribal-Groove, sleaziger Vibe, dann dieses Main-Riff wie ein Kettensägenmassaker in Zeitlupe. Oni Logan singt, als hätte er die Seele des Blues mit der Faust gepackt.
2. River of Love
Ein klassischer Midtempo-Groover mit Sex-Appeal, stadiontauglich, aber mit Straßenstaub auf den Stiefeln.
3. Sweet Sister Mercy
Rotziger Rock’n’Roll mit metallischer Faust. Hier flirtet der Song mit Aerosmith-Vibes, bleibt aber kantiger.
4. All I Want
Ein melodischer Höhepunkt – gefühlvoll, aber nie kitschig. Logans Stimme schwebt hier fast schon über dem Blues-getränkten Lynch-Teppich.
5. Hell Child
Dreckig, wild, rebellisch. Ein Song wie ein Drogentrip im Sonnenuntergang von L.A.
6. She’s Evil but She’s Mine
Textlich wie musikalisch ein giftiger Cocktail. Funkige Grooves, sleaziger Refrain – herrlich schmutzig!
7. Dance of the Dogs
Ein schräger, fast experimenteller Track. Hier wird gejammt, geflucht und gezittert – ein Soundtrack für verqualmte Afterhours.
8. Rain
Balladesk, aber kein Weichspüler! George Lynch zeigt Gefühl, ohne ins Kitschloch zu stürzen. Große Atmosphäre!
9. No Bed of Roses
Ein schleppender Rocker, voller Melancholie und Stärke. Oni Logan wechselt zwischen rauem Grummeln und Gänsehaut-Melodien.
10. Through These Eyes
Kraftvolle Halbballade mit Southern-Flair. Einer dieser Songs, die tief gehen, ohne aufdringlich zu sein.
11. For a Million Years
Der epische Rausschmeißer – melancholisch, hymnisch, perfekt. Hier brennt George Lynch ein Solo ab, das in Marmor gemeißelt gehört.
FAZIT:
„Wicked Sensation“ ist kein Debüt – es ist ein Manifest! George Lynch hat mit dieser Scheibe bewiesen, dass er nicht nur ein Gitarrengott, sondern auch ein echter Visionär ist. Das Zusammenspiel mit dem unfassbar starken Oni Logan katapultiert das Album in den Hardrock-Olymp. Jeder Song sitzt, keiner fällt ab, und das gesamte Werk wirkt wie aus einem Guss – roh, sexy, heavy!
Ein Album für die Ewigkeit – groovig wie King's X, hymnisch wie Whitesnake und wild wie frühe Skid Row. Wer Wicked Sensation nicht kennt, hat im Rock-Universum einen verdammt großen blinden Fleck.
Wie hat euch „Wicked Sensation“ damals umgehauen?
Habt ihr das Album noch im Schrank? Lieblingssongs? Erinnerungen?
Schreibt es in die Kommentare und lasst uns gemeinsam die Hard'n'Heavy-Geschichte feiern!

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