ALBUM REVIEW | GOTTHARD | DIAL HARD

Gotthard – Dial Hard (1994)

Text © Ritchie Newton

 

Schweizer Stahl trifft Weltklasse-Rock – ein Meilenstein mit Langzeitwirkung

Die Schweiz ist bekannt für Präzision, Qualität und Zuverlässigkeit. Und genau das trifft auch auf eine der größten Hardrock-Entdeckungen meiner Jugend zu: Gotthard. Schon das Debüt hatte mich umgehauen – doch mit dem zweiten Album Dial Hard katapultierten sich die Eidgenossen direkt in meine ewige All-Time-Favorite-Liste.

Veröffentlicht im Jahr 1994, war dieses Album nichts weniger als ein Statement. Keine halbgaren Kompromisse, keine Trendanbiederung – nur purer, handgemachter Hardrock, produziert mit dem fetten Gespür für Sound, Tiefe und Druck. Dahinter stand kein Geringerer als CHRIS VON ROHR, der Krokus -Veteran, Produzent und Vollblut-Rock’n’Roller. Seine Handschrift war klar zu hören – er formte diesen Sound wie ein Schmied glühendes Eisen.

Doch über allem thront: Steve Lee. Diese Stimme. Dieser Ausdruck. Diese Magie.

Ich habe es in meiner Metalheads Forever Rockcast Show schon oft gesagt – und sage es wieder: Steve Lee war nicht von dieser Welt. Er hatte die Kraft eines Löwen, die Seele eines Poeten und das Charisma eines Stadion-Messias. Und auf Dial Hard war er in absoluter Topform.

 

Offizielles Line-Up 1994:

Steve Lee – Vocals

Leo Leoni– Guitars

Mandy Meyer – Guitars

Marc Lynn – Bass

Hena Habegger – Drums

 

Tracklist – Dial Hard (1994):

1. Higher – Bombastischer Opener mit Druck, Melodie und Power. Ein Track, der dir gleich die Tür eintritt.

2. Mountain Mama – Erdiger Groove-Rocker mit Humor und Dampf – Gotthards „Highway to the Alps“.

3. Here Comes the Heat – Treibender Midtempo-Kracher, der zeigt, wie man Rock strukturiert.

4. She Goes Down – Anzüglich, rotzig, sexy. Ein Song für die verschwitzten Nächte unter dem Neonlicht.

5. I’m Your Travellin’ Man – Ursprünglich von der Band Cobra, hier kraftvoll neu interpretiert.

6. Love for Money – Groovy as hell! Riffs, die ins Genick schlagen und ein Refrain, der bleibt.

7. Get It While You Can – Ein echter Sleeper auf dem Album – knackig, klar und energisch.

8. Come Together – Beatles-Klassiker? Ja. Doch Gotthard machen ihn zu ihrem eigenen Song. Heavy, aber mit Seele.

9. Dirty Devil Rock – Riffmonster mit Augenzwinkern. Leo Leoni brennt die Saiten nieder.

10. Open Fire – Dramatisch und druckvoll. Perfekte Dramaturgie für die Zielgerade des Albums.

11. I’m on My Way – Und dann… diese Ballade. Episch. Ergreifend. Steve Lee zerreißt einem das Herz mit seiner Stimme.

 

Warum dieses Album?

Dial Hard ist für mich kein Album. Es ist ein Monument. Ein Bollwerk aus Passion, Können und echtem Rock’n’Roll-Blut. Kein Füllmaterial, keine Verlegenheitssongs. Alles sitzt. Alles brennt. Die Balance zwischen Härte und Gefühl, zwischen Show und Seele – besser geht’s nicht.

Ich erinnere mich an mein Interview mit Marc Lynn im Jahr 2021. In seinem Dachgeschoss hingen sie – die ganzen Gold- und Platin-Awards dieser Band. Und plötzlich war mir klar: Gotthard sind nicht nur ein Geheimtipp aus der Schweiz, sie sind eine internationale Größe.

Der tragische Unfalltod von Steve Lee im Jahr 2010 hat mich tief getroffen. Doch seine Stimme, seine Songs – sie leben weiter. In Dial Hard besonders laut, besonders klar, besonders kraftvoll.

 

Fazit:

Wenn du Dial Hard noch nie gehört hast, hast du ein Stück Rockgeschichte verpasst. Und wenn du es kennst – hör es nochmal. Laut. Im Auto. Mit offener Straße vor dir. Denn dieses Album ist pure Freiheit, pure Leidenschaft – und pure Klasse.

Danke, Gotthard. Für Dial Hard. Für Steve Lee. Für den Soundtrack meines Lebens.

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