ALBUM REVIEW | SCORPIONS | LOVE AT FIRST STING

Scorpions – LOVE AT FIRST STING (1984)

Text © Ritchie Newton

 

Das Meisterwerk der goldenen Achtziger

Dieses Review zu schreiben war für mich alles andere als einfach. Ein Lieblingsalbum der SCORPIONS aus den 80ern auszuwählen, fühlt sich an wie der Versuch, aus einem Dutzend Diamanten den funkelndsten zu küren. Der Grund? Es gab schlicht kein schlechtes.

Und ja – ich weiß, damit trete ich so manchem Uli-Jon-Roth Fan auf die Füße, aber für mich brachte Matthias Jabs genau das, was die Band damals brauchte: Modernität, Schärfe, Präzision. Schon mit Lovedrive wurde die Band auf ein neues Level katapultiert – auch wenn dieses Meisterstück noch 1979 erschien, war es für mich der inoffizielle Startschuss für die glorreichen 80er.

Dann kam eine Erfolgswelle, die kaum eine andere europäische Band so ritt wie die SCORPIONS:

Animal Magnetism – düster und sexy (1980),

Blackout – eine wahre Hardrock-Explosion (1982),

Love at First Sting – der Stadion-Hammer (1984),

Savage Amusement – hochglanzpolierter Welthit-Rock (1988).

Und dazwischen? Das unfassbare Worldwide Live – eine Tour de Force in Vinylform.

Doch eines stach für mich heraus. Das Album, das für mich bis heute alles verkörpert, wofür die SCORPIONS stehen: Kraft, Emotion, Weltniveau. Dieses Album war für mich die Krönung – LOVE AT FIRST STING.

Es hatte einfach alles: Hit-Songs am Fließband, grandioses Artwork, eine Produktion auf Weltklasse-Niveau und eine Atmosphäre, die noch heute knistert wie Hochspannungskabel im Regen. Produziert von Dieter Dierks, komplett digital aufgenommen – ein Sound, der 1984 neue Maßstäbe setzte.

 

TRACKLIST – LOVE AT FIRST STING

Hinweis: Die folgende Reihenfolge entspricht der offiziellen internationalen Version – so erschien das Album auch in Deutschland 1984 auf LP und CD, z. B. bei Harvest/EMI Electrola. Es gab keine alternative deutsche Setlist. Diese Tracklist ist weltweit die gültige Originalversion:

1. Bad Boys Running Wild

2. Rock You Like A Hurricane

3. I'm Leaving You

4. Coming Home

5. The Same Thrill

6. Big City Nights

7. As Soon As the Good Times Roll

8. Crossfire

9. Still Loving You

Song für Song – die Analyse

1. Bad Boys Running Wild

Der perfekte Opener! Matthias Jabs schüttelt ein Riff aus dem Ärmel, das sofort klarmacht: Hier wird nicht lange gefackelt. Sleazy, sexy, rebellisch – der Song klingt wie ein Freitagabend in einer verrauchten Rockkneipe. Eine Einladung zum Abriss!

2. Rock You Like A Hurricane

Was soll man dazu noch sagen? Das Signature-Riff der Band. Stadionrock auf dem Zenit. Jabs feuert eine Hook ab, die weltweit Arenen zum Kochen bringt. Klaus Meine röhrt wie ein Raubtier im Käfig. Ein Evergreen, ein Welthit, ein unsterblicher Hardrock-Koloss.

3. I'm Leaving You

Hier zeigen die Scorpions ihre melodische Seite. Midtempo, mit einem bittersüßen Refrain, der sich direkt ins Herz bohrt. Kein Megahit – aber ein verdammt starker Albumtrack mit Tiefgang und Klasse.

4. Coming Home

Eine Hymne für alle Road-Dogs. Ruhig beginnend – fast wie eine Ballade – bevor sie nach einer Minute explodiert. Das Schlagzeug hämmert, die Gitarren kreischen – Coming Home ist ein Stück Rock’n’Roll-Sehnsucht in Reinkultur. Live ein absolutes Brett!

5. The Same Thrill

Schnell, wild, fast speed-metallisch. Ein unterschätzter Track, der zeigt, wie heavy die Scorpions damals wirklich sein konnten. Hier brennt die Hütte! Pure Energie mit treibendem Groove und Gitarren wie Maschinengewehrsalven.

6. Big City Nights

Einer der ganz großen Klassiker. Urbaner Glamour trifft auf hymnischen Refrain. Ein Song wie eine nächtliche Fahrt durch Las Vegas oder Tokio – glitzernd, pulsierend, voller Lust auf Leben. Gänsehautgarantie inklusive!

7. As Soon As the Good Times Roll

Eine coole, zurückgelehnte Nummer mit einem fast funkigen Unterton. Nicht der bekannteste Track des Albums, aber gerade deshalb spannend. Er zeigt die Vielfalt der Band und wie viel Gespür sie für Groove und Atmosphäre hatte.

8. Crossfire

Düster, politisch, schwer. Ein Track mit Message – über Krieg und gesellschaftliche Spannungen. Die Gitarren schleppen sich wie ein bedrohlicher Marsch, während Klaus mit ernster Stimme durch das Chaos führt. Tiefgründig und wuchtig.

9. Still Loving You

Der große, emotionale Abschluss. Eine der größten Powerballaden aller Zeiten. Schmerz, Sehnsucht, Liebe – jeder Ton trifft mitten ins Herz. In Frankreich ein Riesenhit, weltweit geliebt. Dieser Song allein hätte das Album unsterblich gemacht.

 

Besetzung – Scorpions 1984:

Klaus Meine – Gesang

Rudolf Schenker – Rhythmusgitarre

Matthias Jabs – Leadgitarre

Francis Buchholz – Bass

Herman Rarebell – Schlagzeug

Produziert von Dieter Dierks

 

Fun Fact:

Die erotische Covergestaltung – das berühmte Schwarzweiß-Foto von Helmut Newton – sorgte in den USA für so viel Aufsehen, dass es in vielen Läden nur in einer entschärften Version verkauft wurde. Auch das ein Beweis: Love at First Sting war zu heiß für manche Ohren – und Augen.

 

Mein Fazit:

Ein Album wie ein Donnerschlag – Love at First Sting ist für mich das ultimative SCORPIONS-Werk der 80er. Mit roher Energie, fantastischem Songwriting und einem Sound, der noch heute mächtig kickt. Dieses Album ist eine Zeitkapsel des Hard Rock und gehört in jede verdammte Sammlung!

Jetzt seid ihr dran!

Was ist euer liebstes Scorpions-Album? Welche Songs von Love at First Sting berühren euch bis heute? Und wo habt ihr die Band damals live gesehen?

Schreibt mir – ich bin gespannt auf eure Hard 'n' Heavy Memories!

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