Rough Cutt – Wants You!
Text © Ritchie Newton
Die Achtziger waren nicht nur das Jahrzehnt der Shredder-Gitarristen – sie waren vor allem das goldene Zeitalter der Wahnsinns-Stimmen! Es verging kaum eine Woche, in der ich nicht über eine neue, herausragende Metalstimme stolperte, die mich nicht nur damals begeisterte, sondern mich bis heute tief beeindruckt. Eine dieser Stimmen gehörte einem für mich zunächst unbekannten Sänger: Paul Shortino.
Zum ersten Mal wurde ich auf ihn im legendären Stars-Video aufmerksam – der metallischen Antwort auf We Are The World. Doch was für ein Unterschied: Während Jacksons Version glattgebügelt und poppig war, brannte Stars vor purer Energie, Testosteron und echter Leidenschaft. Hier traf sich die Crème de la Crème des Heavy Metal – ein historischer Moment. Aus diesem kollektiven Vulkanausbruch an Stimmen stachen für mich genau vier hervor: Ronnie James Dio , Rob Halford , Geoff Tate – und dann plötzlich diese kratzige, kraftvolle, völlig andere Stimme: Paul Shortino Rau wie ein Schmirgelpapier, aber mit Seele und Tiefe. Ich war sofort elektrisiert.
Meine Neugier war geweckt – wer war dieser Typ? Die Spur führte mich direkt zu Rough Cutt, seiner damaligen Band. Und dort entdeckte ich das Album “Wants You!” – ein echter Geheimtipp unter den Juwelen der 80er.
Das Album strotzt nur so vor Power, Melodie und Charisma. Jeder Song erzählt eine eigene Geschichte und lässt die Klasse dieser leider viel zu oft unterschätzten Band aufblitzen:
Track-by-Track Review
1. Rock the USA
Patriotischer Opener mit hymnischem Charakter – laut, stolz und mitreißend. Der perfekte Einstieg in dieses kraftvolle Album.
2. Bad Reputation
Stampfend, aggressiv und mit einer Prise Sleaze – ein Song über das Spiel mit dem Feuer und dem Ruf, der einem vorauseilt. Ohrwurmalarm!
3. Don’t Settle for Less
Ein starker Appell, niemals Kompromisse zu machen. Hymnisch, motivierend, mit einem Refrain zum Mitsingen – Heavy Rock mit Haltung.
4. Hot ’n’ Heavy
Klassischer 80s-Hardrocker mit dreckigem Riffing und wuchtiger Rhythmussektion – hier ist der Name Programm.
5. Take a Chance
Melodischer Midtempo-Song über das Wagnis, für seine Träume zu kämpfen – mit großartiger Gesangsleistung von Shortino.
6. We Like It Loud
Die unmissverständliche Message: Leise war gestern! Eine Partynummer für die Bühne – wild, laut, kompromisslos.
7. Double Trouble
Grooviger Hardrocker mit Reibeisenstimme und Mitsing-Refrain. Pauls Vocals brennen sich hier förmlich in die Gehörgänge.
8. You Wanna Be a Star
Kritischer Blick auf das Showgeschäft – glänzende Fassade vs. bittere Realität. Textlich stark und musikalisch bissig.
9. Let ’Em Talk
Und wieder geht’s um Selbstbestimmung: Lass die Leute reden, du gehst deinen Weg! Großer Refrain, starkes Statement.
10. The Night Cries Out (for You)
Düsterer, emotionaler Schlusspunkt – episch, melancholisch und eindrucksvoll gesungen. Hier wird es nochmal richtig tiefgründig.
Gitarrentechnisch glänzt Amir Derakh, der später bei Orgy auch im Industrial Rock auf sich aufmerksam machte. Die Riffs sind präzise, melodisch, aber nie überladen. Der Sound ist roh und kraftvoll, typisch 80er – aber mit Seele.
Rough Cutt – Wants You! war nie ein Mega-Seller, aber es ist eines dieser Alben, das für echte Fans wie ein gut gehütetes Geheimnis wirkt. Ein Rohdiamant, der mit jedem Hören mehr funkelt – besonders durch Paul Shortinos einmalige Stimme, die Power und Gefühl in perfekter Balance hält.
Funfact:
Rough Cutt wurden damals von Wendy Dio, der Frau und Managerin von Ronnie James Dio, betreut. Sie erkannte das unglaubliche Potenzial der Band und förderte sie mit vollem Einsatz. Wer von Ronnie und Wendy unterstützt wurde, war kein Zufall – es war ein Ritterschlag.
Und jetzt seid ihr dran, liebe Rockheads:
Habt ihr das Album gekannt? Welche Stimme aus der Ära hat euch bis heute nicht mehr losgelassen?
Schreibt’s in die Kommentare – Let’s keep the flame alive!
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