
Black Sabbath – HEADLESS CROSS (1989)
Text: Ritchie Newton
Ich muss zugeben, nach dem kurzen Intermezzo mit Ian Gillan und dem klanglichen Totalschaden namens Born Again hatte ich Black Sabbath innerlich längst abgeschrieben. Das einstige Monster des Heavy Metal schien ( wohlgemerkt für mich) den Kompass verloren zu haben. Doch dann kam das Jahr 1989 – und Headless Cross! Ein finsteres Gewitter, ein musikalischer Hexensabbat, ein Auferstehungsritual in Riff-Form. Und ich sage es frei heraus: dieses Album hat mir damals die Schusser weggeballert!
Am Mikrofon stand plötzlich ein Mann namens Tony Martin, der mir zuvor kein Begriff war – doch als er loslegte, war es, als würde Ronnie James Dio mit Geoff Tate und einem Teufel auf der Schulter ein Kind gezeugt haben. Diese Stimme! So kraftvoll, so klar, so melodisch und dabei durchzogen von tiefer Finsternis. Für mich war das eine neue Ära – und sie fühlte sich verdammt nochmal gut an!
Und dann Cozy Powell – einer meiner absoluten Lieblingsdrummer! Dieses rhythmische Biest, das schon bei Rainbow, Whitesnake und MSG das Schlagzeug zum Beben brachte, trieb hier Sabbath wie ein apokalyptischer Reiter voran. Kein Vergleich zu den Vorgängern – Headless Cross war ein monumentaler Befreiungsschlag! Tony Iommi riffte wieder wie der Herr der Dunkelheit persönlich und Geoff Nicholls malte mit seinen Keyboards düstere Soundlandschaften, die jeden Pfaffen zum Exorzisten gemacht hätten.
Natürlich hab ich mir dieses Spektakel auch live in München gegönnt. Tony Martin live – eine Wucht! Die Songs knallten wie Höllenblitze durchs die Halle, und selbst die Hardcore-Ozzy-Jünger mussten anerkennen: Das hier ist Black Sabbath, verdammt nochmal – nur eben in Schwarz-Metallic mit feinstem 80s-Edelstahl!
TRACKLISTE:
1. The Gates of Hell – Ein düsterer Opener, mehr Soundscape als Song. Wie ein dämonischer Schleier, der sich langsam hebt.
2. Headless Cross – Der Titeltrack ist ein monumentales Epos. Hymnisch, dunkel, mit einem Refrain, der in die Metal-Geschichte eingemeißelt gehört.
3. Devil & Daughter – Schnell, bissig, wild. Ein echter Nackenbrecher mit bedrohlichem Unterton.
4. When Death Calls – Halb-Ballade, voll Gänsehaut. Und das Solo? Kein Geringerer als Brian May von Queen! Gänsehaut pur.
5. Kill in the Spirit World – Okult, geheimnisvoll, mit hypnotischem Groove.
6. Call of the Wild – Straighter Rocksong, der wie ein unaufhaltsamer Zug durch die Nacht rollt.
7. Black Moon – Schleppt sich bedrohlich durch die Finsternis, ein echter Sabbath-Groover mit Hang zum Morbiden.
8. Nightwing – Epischer Abschluss. Mystisch, melancholisch, ein Meisterwerk des Dark Metal.
9. Cloak and Dagger (Bonustrack auf CD-Version) – Düster, geheimnisvoll, mit packendem Refrain. Ein verstecktes Highlight, das auf keiner Version fehlen dürfte.
LINE-UP:
Tony Iommi – Gitarren
Tony Martin – Gesang
Cozy Powell – Schlagzeug
Geoff Nicholls – Keyboards
Laurence Cottle – Bass (nur im Studio, live: Neil Murray)
COVER & TITEL – DUNKLE LEGENDE
Das legendäre Cover zeigt ein verwittertes, steinernes Kreuz, das in einem gespenstischen Nebelmeer auf einem alten Friedhof thront. Kein Zufall: Headless Cross ist ein realer Ort in Worcestershire, England – ein Stadtteil von Redditch. Dort stand einst ein Kreuz ohne oberen Balken – „headless“ – und der Ort war im Mittelalter berüchtigt für Hexenrituale und dunkle Legenden. Genau diese mystische Energie atmet das ganze Album – von der ersten Sekunde bis zur letzten Note.
Das Artwork wurde von Union Design gestaltet, mit fotografischen Elementen und künstlerischen Bearbeitungen – gotisch, gespenstisch, zeitlos.
FUNFACTS:
Brian May (Queen) spielt das Gitarrensolo bei When Death Calls – ein Crossover, das die dunkle Eleganz beider Welten vereint.
Der Bonustrack Cloak and Dagger erschien 1989 exklusiv auf bestimmten CD-Versionen (v. a. in Japan und Europa).
Tony Martin wurde zwar nie so gefeiert wie Ozzy oder Dio – aber viele Fans halten ihn für den technisch besten Sänger, den Sabbath je hatte.
FAZIT:
Headless Cross ist düsterer als Mitternacht, melodischer als die Hölle erlaubt und ein vergessenes Meisterwerk in der Sabbath-Diskografie. Wer dieses Album verpasst hat, hat ein schwarzes Kapitel Metal-Geschichte ignoriert. Für mich war es der Beweis, dass Sabbath selbst mit neuen Stimmen und neuen Wegen ihren Status als Meister der Dunkelheit behalten konnten.
Was denkt ihr? Ist Tony Martin unterschätzt? Und zählt Headless Cross für euch auch zu den verborgenen Kronjuwelen des Heavy Metal? Lasst es uns wissen!

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